Fußball-Verein 1906 Sprendlingen e.V.

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Schwarz-weißes Dreamteam

FV 06 Sprendlingen stieg vor 50 Jahren in die damals dritthöchste deutsche Fußball-Liga auf.FV 1906 Sprendlingen e.V. stieg vor 50 Jahren in die damals dritthöchste deutsche Fußball-Liga auf. Ein spannender Blick zurück in die Fußballgeschichte Dreieichs. (Quelle: Offenbach Post)

Dreieich – Was für ein Fußballsommer! Deutschland wird Weltmeister durch einen 2:1-Finalsieg gegen Holland. Fußballbegeisterte Sprendlinger haben 1974 noch mehr Grund zu feiern: Der FV 06 sichert sich die Meisterschaft in der Gruppenliga Süd und steigt in die Hessenliga auf, damals die dritthöchste deutsche Spielklasse. Die Euphorie ist riesig, zu manchen Spielen im Stadion an der Maybachstraße kommen weit mehr als tausend Zuschauer.

„Keiner Grätsche aus dem Weg gegangen“

Die Mannschaft harmoniert nicht nur auf dem Feld. „Wir waren ein Haufen, der gerne gefeiert hat“, erzählt Siegfried (Siggi) Montag, der sich liebend gerne an die Zeit erinnert. Die 06er holen ihn vom Stadtrivalen SKG, nachdem er dort in der Kreisliga A Torschützenkönig geworden ist. Doch Trainer Willi Keim funktioniert den bulligen Stürmer zum Verteidiger um. „Ich war kein Dribbler, sondern habe die Tore mit Wucht und oft mit dem Kopf gemacht“, erzählt er. Montag hat allerdings noch ein anderes Talent: „Ich bin keiner Grätsche aus dem Weg gegangen.“ Und so wird aus dem Goalgetter ein beinharter Abwehrspieler und ein Garant des Erfolgs.

Glücksgriff Wolfgang Mühlschwein

FVS06Der hat viele Namen. Ein Glücksgriff ist die Verpflichtung von Wolfgang Mühlschwein. Der Dreieichenhainer hat zuvor unter anderem bei Eintracht Frankfurt, Kickers Offenbach und Darmstadt 98 das Tor gehütet. Und auch Erfahrung als Keeper der Amateur-Nationalmannschaft gesammelt. Bei den „Lilien“ beendet er seine höherklassige Karriere, um sich auf seinen Beruf zu konzentrieren – und steht fortan im Kasten der 06er. „Das war ein wunderbarer Abschluss meiner Karriere“, sagt Mühlschwein. Wobei das nicht ganz stimmt: Der heute 79-Jährige springt danach noch mal beim 1. FC Langen ein, als dort die Not groß ist.

Aber zurück nach Sprendlingen: Nach einer umkämpften Saison macht das Team 1974 den Meistertitel in der Gruppenliga Süd perfekt und schafft damit den Sprung in die Hessenliga. Fortan bekommen es die Schwarz-Weißen mit Gegnern wie Hessen Kassel, VfR Bürstadt, FSV Frankfurt, Viktoria Aschaffenburg und dem SV Wiesbaden zu tun. Wer in der Region hochklassigen Amateurfußball sehen will, kommt an Sprendlingen nicht vorbei.

Größter Erfolg in der Dreieicher Fußballgeschichte

Architekt des Aufstiegs ist Willi Keim, der als Fußballer mit den Offenbacher Kickers zweimal im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gestanden hat. Er findet seinen

Glückselige Aufstiegshelden: Mit einem 2:0 gegen Rödelheim machten die 06er den Aufstieg perfekt. Das Bild zeigt (von links, stehend): Co-Trainer Günter Kusche, Siegfried Montag, Jochen Winter, Helmut Sterzing, Ernst Schnürer, Wolfgang Mühlschwein, Helmut Reuscher, Trainer Willi Keim, (von links, hockend) Hans-Dieter Schäde, Hubert Weber, Achmed Douadi, Helmut Witzel und Herbert Unger. Zum Kader gehörten unter anderem noch Hans-Hermann Beck, Walter Nensel und Harald Schön.

Weg als Trainer der 06er über die Spvgg. 03 Neu-Isenburg und formt aus der ursprünglichen Stammelf und einigen Verstärkungen die Mannschaft, die mit einem 2:0 über den FC Rödelheim den Titel gewinnt. Zwei Spielzeiten halten sich die 06er in der Hessenliga, ehe sie absteigen. In der Dreieicher Fußballhistorie sind sie die Mannschaft mit der höchsten Ligazugehörigkeit. Nicht mal der mit einem Riesen-Tamtam an den Start gebrachte SC Hessen kann da mithalten. Im Gegensatz zu den 06ern ist der von Unternehmer Hans Nolte gesponserte Verein ja mittlerweile Geschichte.

Von den Stimmungskanonen Ernie und Hubsi

Hervorzuheben ist, dass Mitte der 1970er-Jahre nicht nur eine Mannschaft auf dem Platz steht, sondern nach Abpfiff und Training die Geselligkeit nicht zu kurz kommt. „Der Ernie hat eigentlich überall gesungen“, erzählt Siggi Montag. Ernie, das ist Ernst Schnürer, Mittelläufer (so nennt sich das damals) und eine Stimmungskanone vor dem Herrn. Auch Hubert (Hubsi) Weber ist immer zu Späßen aufgelegt. „Wir haben unter der Dusche mehrstimmig gesungen“, erzählt Wolfgang Mühlschwein, der sich mächtig aufs Wiedersehen mit den alten Kameraden freut.

Eine weitere Besonderheit des Dreamteams: Viele Spieler sind aus Sprendlingen oder Nachbarorten, die Stadt Dreieich wird ja erst 1977 gegründet. Neben Montag, Mühlschwein und Weber haben unter anderem Herbert Unger, Hans-Hermann Beck und Jochen (Nockel) Winter ihre Wurzeln hier. Auch Edeltechniker Achmed Douadi wohnt in Sprendlingen.

Mäzen ermöglicht Reisen

Das Team ist auch öfter auf Reisen. Aber es geht nicht einfach mal schnöde nach Mallorca. Die Mannschaft fliegt zum Beispiel nach Mexiko und Thailand. Möglich macht das auch der Spielausschussvorsitzende Klaus Koch. Der frühere Torwart bringt sich als Mäzen ein und spendiert auch die eine oder andere Punkteprämie. Es sei gut möglich, dass Koch, heute 88 Jahre alt, zum Treffen am 22. November kommt (siehe Kasten), sagt Henrik Brummund vom Vorstand des Vereins.

Zusammenhalt Geheimnis des Erfolgs

„Letztlich war es gerade dieser Zusammenhalt, der den Erfolg möglich machte“, ist Brummund überzeugt. Er sieht durchaus Parallelen zur heutigen Zeit: Nach einer Durststrecke, in der die 06er keine Mannschaft im Seniorenbereich stellen können, spielen wieder zwei Teams um Punkte – eins in der C-, das andere nach zwei Aufstiegen in der A-Klasse. Ein Großteil der Spieler komme aus der eigenen Jugend, Teamgeist und Vereinstreue spielen eine wesentliche Rolle. Und um den Nachwuchs ist es gut bestellt, denn rund 20 Mannschaften hat der Verein gemeldet. » Randnotiz

Wiedersehen in der „Gifthütt“

Am Freitag, 22. November, wird es in der „Gifthütt“, wie das Vereinsheim des FV 06 genannt wird, hoch hergehen. Der Vorstand hat die Meistermannschaft von 1974 eingeladen, um die „Hessenliga-Helden“ zu feiern und an den Coup vor 50 Jahren zu erinnern. Dann wird sich zeigen, ob die Oldies noch so feierfreudig sind wie früher. Legendär waren die Mannschaftssitzungen nach dem Training – nachdem Trainer Willi Keim gegangen war. „Er hat gesagt, dass er gar nicht wissen will, was da so passiert“, erzählt Siggi Montag lachend.

Vereinsgaststätte

Vereinsgaststätte Restaurant Dejan

Vereinschronik

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FV 1906 Sprendlingen e.V.

c/o Henrik Brummund
Ringstraße 102
63303 Dreieich